kopfstück
eine Stückentwicklung
05. & 06.01.2019, Forum (HfMT)
eingeladen zum Salon Kleiner Michel, 25.02.2019
Etwas ist passiert. Die Stimmen eines Kopfes, die sonst im Wechsel über den Körper verfügen und voneinander nichts wissen, sind plötzlich gemeinsam im „Innen“ gefangen. Sie wissen nicht wo sie sind, wer die anderen sind, warum sie da sind und was das soll.
–
“Ich bin gestern in meinem Traum zu dir gereist und bin in deinen Kopf hineingegangen und habe die Welt aus deinen Augen und sogar aus deinem Geist heraus gesehen. Du dachtest das wär schön, dann wären wir uns nah, aber ich fand das unheimlich und unangenehm wie du gestern Nacht im Traum zu mir gekommen bist und in meinen Kopf hinein gegangen bist und die Welt aus meinen Augen und sogar aus meinem Geist heraus gesehen hast.”
Das kopfstück ist als zweites Studienprojekt im Rahmen meines Regie-Studiums an der Theaterakademie Hamburg entstanden. Die betreuenden Dozenten Volker Bürger und Felix Rothenhäusler hatten meiner Klasse als thematische Vorgabe den Begriff Kollektive gegeben, den wir auf unsere Weise aufgreifen und in jeweils 40-minütigen Stücken umsetzen sollten. Zuvor hatte ich als Assistent von Ingrid Lausund bei ihrer Produktion Trilliarden (Schauspielhaus Hamburg) Eindrücke von den Möglichkeiten einer Stückentwicklung gewinnen können; eine solche wollte ich nun auf eigene Weise realisieren.
Mein Interesse für Modelle des Geistes bzw. des Inneren und die gerade zurückliegende Lektüre von Matt Ruffs Roman Ich und die anderen brachten mich zum Thema des Stückes: einem Haus gleich würden die Figuren des Stücks als kognitive Funktionen (oder “Stimmen”) gemeinsam einen Kopf, ein “Ich” bewohnen. Auf der Grundlage dieser Setzung improvisierte und diskutierte ich mit meinem Team über unsere Vorstellungen vom Denken, unsere Angst vor dem Solipsismus, existenzialistischen Abgründen und vielem weiteren. Bei jeder Probe leitete ich zudem Traumreisen an, in denen ich die Spieler:innen ein Haus begehen und einrichten ließ; im Anschluss besprachen wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Häuser.
Inspiriert von dem, was wir auf den Proben gemeinsam ergründeten, schrieb ich den Text des Stückes. Eine kleine Kostprobe des Textes können Sie hier lesen. Über meine Erfahrungen mit dem Format Stückentwicklung habe ich eine Hausarbeit geschrieben, welche auch ein Glossar der dem Stück zugrundeliegenden literarischen und philosophischen Einflüsse enthält. Sie können die Hausarbeit hier als .pdf lesen oder herunterladen.
–
Spiel: Andre Pöhls, Catalina Suchomel,
Fabienne-Deniz Hammer, Max Kurth,
Meryem Öz, Miguel Jachmann
Musik: Timo Grimm
Regie und Text: Woody Mues
Dramaturgie: Katharina Fröhlich
Kostüm: Selina Thede & Lea Löchel
Lichtdesign: Ole Schmetzer
Regieassistenz: Laura Gericke
Lichtassistenz: Christian Wisniewski
Tricktechnische Beratung: Patrick Folkerts